Künstliche Intelligenz: Über die Gemeinsamkeiten eines Schachcomputers und mittelständischer Unternehmen

17.12.2019
Künstliche Intelligenz: Über die Gemeinsamkeiten eines Schachcomputers und mittelständischer Unternehmen

Einmal im Jahr lädt die RBW Unternehmen zum Innovationsforum ein. Anhand von praktischen Beispielen „von nebenan“ werden innovative, technische und vor allem zukunftsorientierte Themen vorgestellt und diskutiert. Ziel dieses beliebten Formats ist es, Impulse zu geben, Innovationen anzustoßen und zum Erfahrungsaustausch und Netzwerken einzuladen.

Beim RBW-Innovationsforum (v.r.n.l.): Sandra Söll, Dr. Simon Sevsek, Slawomir Swaczyna, Dr. Jörn Großmann, Volker SuermannBild vergrößern
Referenten und Organisatoren des Innovationsforums

In diesem Jahr war die RBW zu Gast bei der INDUS Holding AG in Bergisch Gladbach. Thema des Abends „Künstliche Intelligenz (KI) im Mittelstand“. In der Gruppe der Beteiligungsgesellschaft befinden sich zahlreiche innovative Unternehmen, die Künstliche Intelligenz bereits anwenden. In seiner Begrüßung ging Dr. Jörn Großmann, Vorstand der INDUS Holding AG, daher auch auf die zahlreichen Unterstützungsangebote ein, mit welchen die Holding die Innovationskraft der Tochterunternehmen stärkt. Neben der finanziellen Unterstützung mit einem Förderbankkonzept für Projekte mit signifikanter Innovationshöhe stellt die Holding auch die methodische Begleitung im Innovationsprozess bereit. Dabei stehen solche Innovationsprojekte im Fokus, die thematisch auf die Erschließung eines Zukunftsfeldes abzielen, wie z.B. die Digitalisierung der Prozesstechnik im Kontext „Industrie 4.0“.

Der Gastgeber - INDUS Holding AG

Die INDUS Holding Aktiengesellschaft mit Sitz in Bergisch Gladbach ist eine deutsche Beteiligungsgesellschaft. Das Unternehmen ist im SDAX gelistet. Indus investiert langfristig in mittelständische Produktionsunternehmen im deutschsprachigen Raum. Die Beteiligungen zeichnen sich durch eine starke Stellung in Nischenmärkten aus (Hidden Champions). Die Gruppe hält 47 Beteiligungen in den folgenden fünf Segmenten: Bau/Infrastruktur, Fahrzeugtechnik/Engineering, Maschinen- und Anlagenbau, Medizin- und Gesundheitstechnik, Metalltechnik.


Das Schachspiel als Vorreiter für Künstliche Intelligenz
Doch zunächst zurück zum Titel dieses Blogbeitrages: Warum Schach?
"Der ehemalige Schachweltmeister Garry Kasparov beschreibt Schach als frühen Gegenstand von KI-Bemühungen. Das Schachspiel war bereits früh eine Herausforderung für die Entwicklung von Computersystemen. Neue Methoden und Funktionsprinzipien wurden anhand dieses und weiterer Spiele immer wieder erprobt, bis es den Entwicklern gelang, mit ihrer Software gegen menschliche Meister anzutreten.
Kasparov betonte, dass es bei solchen Entwicklungen stets darum geht, Dinge bzw. Abläufe zu verbessern. Um dies zu erreichen, müssen Maschinen nicht unbedingt die gleichen Vorgehensweisen verwenden wie der Mensch. Schließlich sind die individuellen Stärken von Mensch und Maschine unterschiedlich. Der Mensch ist kreativ und kann intuitiv handeln – die Maschine weist große Rechenleistungen mit hoher Zuverlässigkeit auf.
Die geschickte Kombination dieser Stärken ist entscheidend für den Erfolg der Zusammenarbeit von Mensch und Maschine. Die Gestaltung der Zusammenarbeit hat dabei größeren Einfluss als die individuellen Stärken von Mensch und Maschine."

Quelle: ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft

Und genauso können auch kleine und mittelständische Unternehmen das eigene Know-how in Künstliche Intelligenz umsetzen. Denn: Intelligente Systeme verbessern Abläufe und Prozesse und können zu einer höheren Wertschöpfung und geringeren Fehlerquoten führen.


Die Best-Practice Beispiele aus der INDUS Gruppe
Zunächst stellte Sandra Söll, Geschäftsführerin der in-situ GmbH ihr Arbeitsgebiet vor. Es geht um die digitale Bildverarbeitung mit industriellen, medizinischen und wissenschaftlichen Applikationen mit einem Fokus auf die 2D- und 3D-Messtechnik. Bei der Bildverarbeitung werden Systeme eingesetzt, die selbstlernende Bilderkennung anwenden.
KI im Bereich der Bilderkennung ist vielfältig einsetzbar. Intelligente Bilderkennung kann z.B. kleinste Fehler und Verunreinigungen in Werkstücken finden, Formen und Farben erkennen und sortieren oder Stückzahlen zählen. Für den Anwender entsteht so ein direkter Nutzen bei der Ausschusskontrolle und Qualitätssicherung.
Dr.-Ing. Simon Sevsek, Mitarbeiter Technologie & Innovationen der INDUS Holding AG, präsentierte einige Praxisbespiele der IEF-Werner GmbH aus Furtwangen im Schwarzwald. Die mehr als 150 Mitarbeiter des Unternehmens entwickeln modulare Komponenten und Applikationen für den Maschinenbau in höchster Präzision und Qualität. In einem Entwicklungsprojekt zum Einsatz von maschinellen Nutzungsdaten zur Optimierung der Anlagentechnik und deren Lebensdauer arbeitet IEF-Werner dabei in Kooperation mit den Fraunhofer IPA in Stuttgart am speziellen Einsatz von Verfahren des maschinellen Lernens. Das System lernt dabei von historischen und gegebenenfalls in Echtzeit verfügbaren Nutzungsdaten. Durch das tiefe Know-How von IEF-Werner und die Prognose von zukünftigen Ereignissen kann die Anlagentechnik so optimal gesteuert werden.
Am Beispiel der ebenfalls im Schwarzwald ansässigen BETEK GmbH beschrieb er die Interaktion von Mensch und Maschine (Cobots). Als Cobot wird ein Industrieroboter bezeichnet, der mit Menschen gemeinsam arbeitet und im Produktionsprozess nicht durch Schutzeinrichtungen von diesen getrennt ist. Bei BETEK wird der Cobot in Aufgaben eingebunden, bei denen die Mitarbeiter einer hohen körperlichen Belastung ausgesetzt sind. Durch die Arbeitsaufteilung werden so die Vorzüge einer Automatisierung mit der Stärke der Mitarbeiter bei der Bewertung und Bearbeitung komplexer Produktionsschritte kombiniert.
BETEK produziert mit mehr als 300 Mitarbeitern hartmetallbestückte Verschleißwerkzeuge, Werkzeugsysteme und Verschleißschutzlösungen, z.B. für den Straßenbau, Bergbau, Spezialtiefbau, die Agrartechnik, die Mineraliengewinnung und die Recycling-Industrie.
Auch wenn manches noch utopisch klingt, sind die Experten davon überzeugt, dass Künstliche Intelligenz im Mittelstand in naher Zukunft genauso selbstverständlich sein sollte wie ein Schachcomputer.



Weitere Beispiele: Künstliche Intelligenz in Ihrem Unternehmen?
Um das Thema zu vertiefen, möchte die RBW in diesem Blog weitere Praxisbeispiele der Anwendung von Künstlicher Intelligenz präsentieren. Einige Unternehmen aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis kennen wir bereits. Wenn auch Sie Künstliche Intelligenz im Unternehmen einsetzen und Ihr Beispiel vorstellen möchten, wenden Sie sich gerne an Slawomir Swaczyna: Tel. 02204/9763-15, E-Mail: swaczyna@45e23ecac8c2416abc40b92d59b0f94frbw.de


Autoren: INDUS Holding AG/RBW

Titelfoto: Deutsches Zentrum für Luft-und Raumfahrt e.V. (DLR), Creative Commons Lizenz „DLR (CC-BY 3.0)": Der humanoide Roboter „Justin“ des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) lernt Bewegungsabläufe direkt vom Menschen. © DLR
Das DLR ist Kooperationspartner der RBW.

Foto Gruppe: RBW

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