Gesund digital arbeiten: Stressoren reduzieren – Kompetenzen stärken!

29.11.2021
Gesund digital arbeiten: Stressoren reduzieren – Kompetenzen stärken!

Michael Bode (l.), Geschäftsführer der VisionGesund Gesellschaft für betriebliches Gesundheitsmanagement, nennt  die wichtigsten Aspekte zur Begegnung von digitalem Stress am Arbeitsplatz.

Eigentlich hatten wir Michael Bode als Referent für ein Webinar zum Thema angefragt. Da wir das aber aus verschiedenen Gründen nochmal verschieben, hier nun unser Gespräch mit ihm zu einem Thema, das gerade wieder sehr aktuell ist. Wenn Sie mehr zum Thema wissen oder diskutieren möchten oder an dem Webinar interessiert sind, melden Sie sich am besten bei Bianca Degiorgio, E-Mail: degiorgio@ad68dd6293c94f69b3ec203cb4c9088erbw.de

Experten-Tipps zum Umgang mit digitalem Stress am Arbeitsplatz

Ständige Veränderungen prägen die moderne Arbeitswelt, das ist eine Tatsache. Die digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien entwickeln sich beständig weiter. Das birgt viele neue Möglichkeiten des Arbeitens und der Kommunikation. Doch gehört zur digitalen Entwicklung auch der wachsende digitale Stress.
„Digitaler Stress entsteht, wenn wir den Umgang mit digitalen Technologien als belastend empfinden“, erklärt Michael Bode. „Eine Studie des Fraunhofer Instituts belegt, je mehr Medien und Kanäle uns zur Verfügung stehen und je freier die Wahl der Nutzung ist, desto höher ist der wahrgenommene digitale Stress.“
Wahrgenommen werden laut einer Befragung der Hans-Böckler-Stiftung ganz unterschiedliche Faktoren. So ist die Verunsicherung im Umgang mit den digitalen Technologien ein zentraler psychischer Stressor, aber auch technische Unzuverlässigkeit, Überflutung an Input und Anfragen, Komplexität und Omni- und Dauerpräsenz.
„Dieser subtile Stress, den wir uns im Zweifel vielleicht gar nicht bewusst machen, kann auf Dauer diverse negative Folgen haben“ sagt Michael Bode. Die Studie „Gesund digital arbeiten?!“ des Fraunhofer Instituts nennt Symptome wie eine reduzierte Arbeitsleistung, Unzufriedenheit und Gereiztheit, eine geringere Bindung an den Betrieb und an den Arbeitsplatz, aber auch gesundheitliche Beschwerden und emotionale Erschöpfung bis hin zum Burnout. Was also können wir tun, um digitalem Stress zu begegnen? 

Michael Bode, studierter Ökonom, Sportwissenschaftler und angehender Wirtschaftspsychologe, weist darauf hin: Dem digitalen Stress entgegenzuwirken, funktioniert auf zwei Ebenen. Der Reduktion digitaler Stressoren auf der einen Seite und der Stärkung digitaler Kompetenzen auf der anderen.

Organisationale Stressoren treffen auf persönliche Kompetenzen

Die Ortung der Belastungsfaktoren hält Michael Bode für besonders wichtig, um sie gezielt bearbeiten zu können: „Belastungsfaktoren oder Stressoren im Arbeitsumfeld wirken erst einmal auf jeden Menschen gleich. Ihre Auswirkungen im Individuum, die sogenannten Beanspruchungen, sind allerdings unterschiedlich und können positive und negative, kurz- und langfristige Folgen haben. Die organisationalen Stressoren entstehen oft durch neue Anforderungen, die durch die Digitalisierung entstehen, z.B. schnellere und flexiblere Reaktion, höherer Qualifizierungsbedarf, Unzuverlässigkeit digitaler Technologien usw. Auf persönlicher Ebene entscheiden wiederum Erfahrungen, Einstellungen, Persönlichkeit und Kompetenzen wie diese Stressoren verarbeitet werden. Das Aufeinandertreffen von objektiven Stressoren auf diese individuellen Eigenschaften und Fähigkeiten von Menschen führt dann zur individuellen Beanspruchung. Daher hilft es, zunächst organisationale Ursachen für digitalen Stress zu identifizieren und zu reduzieren und im zweiten Schritt auch die Auswirkungen abzumildern oder eine Strategie zu entwickeln, um besser mit ihnen umzugehen.“

Reduktion digitaler Stressoren

„Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, welche -richtig umgesetzt- die digitalen Stressoren nachweislich mindern können“, so Michael Bode. „Mein absoluter Favorit, auch weil er mir selbst am besten hilft, ist Monotasking. Die Fokussierung auf nur eine Aufgabe hilft enorm, digitalen Stress zu reduzieren. Dazu ist es beispielsweise ratsam, Teamnormen zu definieren: wann man über welche Kanäle erreichbar ist, und welcher Erreichbarkeitsstatus berücksichtigt werden sollte. Während wichtiger Aufgaben oder konzentrierter Phasen unbedingt auch mal Outlook schließen oder in bspw. MS Teams den Status „beschäftigt“ angeben. Um die notwendige Akzeptanz im Team zu erreichen, hilft offene und transparente Kommunikation. Teamnormen, also die gemeinsame Entwicklung der Erwartungen an die digitale Arbeit, betreffen auch Erreichbarkeitszeiträume, Reaktionszeiten, digitale Meetings, Kommunikationssysteme, Dateiablagen, etc. Weiterhin halte ich viel von digitalen Meet‘n’Greet Sessions: Ein Austausch zum Umgang mit digitalen Technologien und Medien zur praxisnahen Vermittlung und Teilung von Wissen und zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls. Nicht zuletzt sind ein gutes IT-Struktur Management und die richtige Arbeitsplatzgestaltung von zentraler Bedeutung.“

Stärkung digitaler Ressourcen

„Zur Stärkung der digitalen Kompetenzen gibt es eine Reihe von unterstützenden Maßnahmen und Präventionsmöglichkeiten“, so Michael Bode. „Trainings im Umgang mit den EDV-Systemen etc. zur Förderung der Arbeitsfähigkeit und der Selbstwirksamkeitserwartung im Umgang mit digitalen Problemen könnten unterstützend wirken. Aber auch Selbstreflexion und Achtsamkeitstraining zur persönlichen Identifikation und Sensibilisierung von Ursachen digitalen Stresses und Entwicklung individueller Handlungswerkzeuge. Außerdem ist nicht zu unterschätzen der Ausgleich. Die bewusste Veränderung der einwirkenden Reize durch bspw. Sport- und Begegnungsangebote, z. B. Bewegungspausen während der Arbeit oder ein Waldspaziergang am Abend. Das Erlernen von Zeitmanagementstrategien und bspw. der Bedeutung von Kurzpausen sowie der Bedeutung einer Arbeitsstruktur im Mobile- oder Home-Office kann eine gute Arbeitsorganisation unterstützen.“

Identifikation der Belastungen im Unternehmen

Wie genau können Unternehmen und Einrichtungen aber herausfinden, welche Belastungen bei ihnen existieren? „Eine strukturierte online-gestützte Mitarbeiterbefragung wird häufig dazu eingesetzt“, so Michael Bode „Das Gute daran ist, eine solche Befragung kann genau auf einen bestimmten Bereich, z. B. die Digitalisierung ausgerichtet werden oder aber unspezifisch und umfassender stattfinden. Sie hilft dabei, subjektive Meinungen und Einstellungen der Mitarbeitenden zu objektivieren und kann auch zur Erfolgskontrolle im Anschluss an durchgeführte Maßnahmen eingesetzt werden. Die Arbeitssituationsanalyse, also ein moderierter Workshop unter Bezugnahme des Erfahrungswissens der Beschäftigten und Führungskräfte, ist eine weitere erprobte Analysemethode. Darüber hinaus ist natürlich der persönliche Dialog wichtig. Führungskräfte sind hier gefragt, die Stimmungen im Team aufzunehmen.“
Zusammenfassend lässt sich sagen: Digitaler Stress am Arbeitsplatz entsteht durch eine Vielzahl von Faktoren. Eine Sensibilisierung für dieses Thema und präventive Maßnahmen sind absolut notwendig, um potenziellen negativen Konsequenzen entgegenzuwirken. 

Über VisionGesund Gesellschaft für betriebliches Gesundheitsmanagement mbH: Insbesondere im Bereich der Analyse psychischer Belastungen gehört VisionGesund deutschlandweit zu den führenden Anbietern. Im Jahr 2013 von Michael Bode und Lukas Loewe (r. im Titelbild) gegründet, erbringt VisionGesund hochwertige Leistungen im betrieblichen Gesundheitsmanagement und in der betrieblichen Gesundheitsförderung. Dafür wurde VisionGesund 2019, 2020 und 2021 von führenden Wirtschaftsmagazinen ausgezeichnet und hat sich als qualitätsorientierter Anbieter etabliert.

Foto: VisionGesund

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