Einmal Großreinemachen, bitte!

19.02.2021
Einmal Großreinemachen, bitte!

Der Ökologische Baustoffhandel Lutze & Törmer in Burscheid setzt auf modernes Bauen und moderne Personalpolitik  und nutzt dafür das Förderprogramm "unternehmensWert:Mensch".

„Es ist ein bisschen wie Aufräumen: Wenn sie einen großen Frühjahrsputz hinter sich haben und die Bude ist in allen Ecken aufgeräumt und sauber und sie haben alles noch einmal in der Hand gehabt und wissen, wo es ist – dann fühlt sich das doch gut an!“ Für Stephan Lutze hat sich der Aufwand definitiv gelohnt: Er hat seinen Betrieb mithilfe des Förderprogramms  unternehmensWert:Mensch einmal generalüberholt. Dabei standen sämtliche Arbeitsprozesse, die Personalpolitik und auch der Führungsstil innerhalb des Unternehmens auf dem Prüfstand: „Das kann man nicht mal eben so nebenher selber machen, es ist wichtig, das auch als Aufgabe anzusehen. Und es ist tatsächlich Arbeit, aber nur so kann man seine Fachkräfte halten“, betont Lutze.

Pioniere für eine ökologische Bauweise

Stephan Lutze führt gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Herbert Törmer seit fast 30 Jahren den Ökologischen Baufachhandel Lutze&Törmer in Burscheid mit der Spezialisierung auf Dämmtechniken. „Ökologisch hat mein Herz ja immer geschlagen und das war von Anfang an die Intention“, sagt der gelernte Schreiner. Steckenpferd von Lutze & Törmer war dann auch schon früh die Einblasdämmung mit Isofloc, einer Zellulosedämmung. Dabei handelt es sich um ein reines Recyclingprodukt aus Papier: „Da waren wir einer der ersten Fachbetriebe überhaupt in Europa, die das gemacht haben. Wir sind da tatsächlich Pioniere und auch immer am Ball geblieben“, sagt Lutze nicht ohne Stolz. Neben Holz kamen dann auch Materialien wie Lehm und Kalk dazu. Und Lutze & Törmer bietet einen umfassenden Service: Der Fachhandel liefert nicht nur die Materialien, die Mitarbeiter schulen auch vor Ort, wie man die Baustoffe richtig verarbeitet oder es werden Handwerker vermittelt. Die Einblasdämmung übernehmen Lutze & Törmer sogar komplett selber: „Die Dienstleistung des Einblasens machen wir von Anfang an selber, weil das technisch doch etwas speziell ist. Das kann man nicht irgendwem an die Hand geben. Wir haben inzwischen drei Leute, die sich nur darum kümmern.“ Und der Erfolg gibt ihnen recht: Begonnen „mit viel Idealismus“ präsentiert sich das Unternehmen inzwischen auf einem konventionellen Markt.

Wer übernimmt mal alles? Die Frage nach der Nachfolge umtreibt viele Unternehmen

Der Laden läuft gut, ökologische Materialien boomen und eine Bauweise mit einem möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck wird immer gefragter - neben den beiden Gesellschaftern gibt es inzwischen sieben Mitarbeiter.
Warum trotzdem der Bedarf nach einer Prozessberatung? „Es geht darum, dass das Ganze kein Auslaufmodell ist. Wie läuft alles auch unabhängig von Einzelpersonen weiter? Wir sind damals ja mit viel Herzblut an den Start gegangen, aber das muss ja auch übertragbar werden und das ist es nicht von alleine. So sind wir auf die Idee mit dem Förderprogramm gekommen, weil auch Kollegen das zum Teil schon genutzt haben“, sagt Stephan Lutze. Gerade kleinere Unternehmen haben mit besonderen Herausforderungen zu kämpfen, in Zeiten der Corona-Pandemie werden diese aktuell nicht weniger. Fachkräftebindung, demografischer Wandel oder auch ein Nachwuchsmangel oder die Unternehmensnachfolge – jedes Unternehmen, das das Förderprogramm unternehmensWert:Mensch nutzen möchte, kommt mit einem konkreten Anliegen. Das bestätigt auch der Prozessberater und Coach Hendrik Pröhl. Er ist der begleitende Berater bei Lutze & Törmer: „Die Frage nach der Nachfolge umtreibt viele kleinere Betriebe, denn traditionelle Nachfolgeregelungen brechen immer mehr weg. Söhne und Töchter gehen immer öfter ihren eigenen Weg, statt ins elterliche Unternehmen einzusteigen. Auch bei Lutze & Törmer war die Frage nach der Nachfolge Auslöser, um sich Hilfe zu holen.“ Und diese Hilfe wird finanziell unterstützt: Die Unternehmen erhalten bis zu 80 Prozent Zuschuss zu den Kosten der Prozessberatung innerhalb des Programms unternehmensWert:Mensch. Die Rheinisch-Bergische Wirtschaftsförderungsgesellschaft berät Unternehmen, die passenden Fördermittel entsprechend des Anliegens zu finden.

Das Förderprogramm unternehmensWert:Mensch

Wer kann es nutzen?
Förderberechtigt sind in NRW Unternehmen, die folgende Kriterien erfüllen: 

  • Sitz und Arbeitsstätte in Deutschland 
  • Jahresumsatz oder Jahresbilanzsumme geringer als 2 Mio. EUR 
  • mind. zweijähriges Bestehen des Unternehmens 
  • weniger als 10 Beschäftigte
  • mind. eine/n sozialversicherungspflichtige/n Beschäftigte/n in Vollzeit (Die Berechnung erfolgt nach Jahresarbeitseinheiten. Teilzeitbeschäftigte können anteilig berücksichtigt werden.) 

Wie funktioniert es?
Das bundesweite Programm unterstützt kleine Unternehmen dabei, eine zukunftsfähige und mitarbeiterorientierte Personalpolitik zu entwickeln. Hierzu werden Beratungen in vier Handlungsfeldern gefördert: Personalführung, Chancengleichheit & Diversity, Gesundheit sowie Wissen & Kompetenz.

Die Veränderungsprozesse werden in drei Schritten angestoßen: 

  1. Der erste Schritt im Programm unternehmensWert:Mensch ist der Gang in eine der bundesweit verfügbaren Erstberatungsstellen. Sie lotsen die Unternehmen durch das Programm und sind erste Ansprechpartner bei allen Fragen rund um unternehmensWert:Mensch.
    In Ihrer Erstberatungsstelle wird im Rahmen einer kostenlosen Erstberatung die Förderfähigkeit geklärt und gemeinsam mit Ihnen der konkrete betriebliche Veränderungsbedarf entlang der vier personalpolitischen Handlungsfelder ermittelt. Anschließend wird die Förderung besprochen. Erfüllt Ihr Unternehmen die Förderkonditionen, erhalten Sie direkt in der Erstberatungsstelle den Beratungsscheck, mit dem die Prozessberatung in Anspruch genommen werden kann.
  2. Der zweite Schritt ist die Prozessberatung. Aus unserem Prozessberaterpool können Sie eine/n für das Programm autorisierte/n Prozessberater/in auswählen. Die Prozessberatung findet direkt im Unternehmen statt.
    Dabei erarbeitet der/die Prozessberater/in gemeinsam mit der Unternehmensführung und Beschäftigten und ggf. der Mitarbeitervertretung passgenaue Lösungsstrategien.
  3. Nach Abschluss der Prozessberatung erörtern die Erstberatungsstelle und die Unternehmensführung in einem dritten Schritt des Programms gemeinsam das Erreichte. 

An wen muss man sich wenden?
Unternehmen müssen eine Erstberatungsstelle wählen, die im gleichen Bundesland liegt wie Sitz und Arbeitsstätte Ihres Unternehmens.
In der Region Köln ist folgende Erstberatungsstelle zuständig:

Regionalagentur Region Köln
Herr Stephan Roggendorff
Tel.: 0221-35501155
Mail: stephand5ced8503b424ef0a498346f3bdeadcf.roggendorff@ccda29808c2f478b8ab142011ae6709ara-region-koeln.de

Weitere Informationen erhalten Sie hier.

Wir empfehlen Ihnen den Kontakt zur RBW, um  vorab eine grundsätzliche Prüfung dieses oder weiterer Förderprogramme vorzunehmen:

Slawomir Swaczyna
Tel: 02204-9763-15
Mail: swazcyna@2b0d71b97af84172aafe4ee3021aff23rbw.de

Weitere Informationen erhalten Sie hier.

Was sind die Kosten?
Die Beratung kann maximal zehn Tage dauern und maximal 1.000 Euro pro Beratungstag kosten.
Unternehmen erhalten 80 Prozent Zuschuss zu den Kosten der Prozessberatung. Die Restkosten tragen die Unternehmen selbst. 

Auf Augenhöhe mit dem Team: Ohne Kommunikation geht nichts

„Es ist ja so, dass wir hier mit den nicht mehr jüngsten Gesellschaftern trotzdem eine Stimmung haben wollen, mit der man in die Zukunft blickt. Und das muss ja erarbeitet werden“, sagt Stephan Lutze. An dieser Stelle übernimmt der Prozessberater Hendrik Pröhl. Pröhl kennt die Branche von der Pike auf, ist selber Tischlermeister, außerdem Betriebswirt und Coach. Seine Arbeit im Unternehmen beginnt damit, zu schauen, zu lernen und zu hören. „Ich lese einen Laden“, sagt der Coach, „wenn die Angestellten bereit sind, zu reden, bekommt man schnell raus, wo der Schuh drückt.“ Der Berater nimmt sämtliche Abläufe und Strukturen im Betrieb unter die Lupe. Für Stephan Lutze absolut sinnvoll: „Wenn man über Jahrzehnte im eigenen Saft kocht, ist ja vieles nicht mehr hinterfragt worden, das hat sich einfach so entwickelt.“ Das Hinterfragen übernimmt Hendrik Pröhl und erarbeitet dann ein Konzept, passgenau auf den Betrieb zugeschnitten. Das Maß aller Dinge ist dabei eine mitarbeiterorientierte Teamarbeit und eine persönliche Kommunikation miteinander: „Das Handwerk ist nicht unbedingt freiwillig kommunikativ“, sagt Pröhl. Bei Lutze & Törmer waren die Grundlagen allerdings schon da, „wir mussten sie nur vertiefen. Stephan ist ein Teamplayer.“ Dabei geht es teilweise um ganz praktische Dinge: Wenn der Verkauf zum Beispiel mit den Bürodamen sprechen möchte, wird jetzt die Tür zum Büro geschlossen und der Anrufbeantworter angemacht, damit man in Ruhe und ohne Störung sprechen kann. Es gibt inzwischen Plan-Tafeln im Büro, damit jeder weiß, wann wer wo ist. Oder auch sind die Handwerker mit einer neuen Software unterwegs, die eine mobile Zeiterfassung direkt vor Ort ermöglicht. Das vereinfacht kaufmännische Abläufe und liefert Klarheit und Transparenz. Wichtig ist dabei die absolute Offenheit von allen Seiten: „Ich spüre einen sehr positiven Schub hier durchgehen. Es ist ein Umswitchen von einer hierarchischen zu einer Teamstruktur“, sagt Stephan Lutze. Ein Teil des Coachings besteht darin, dass eine gesunde Feedbackkultur erlernt wird. „Jeder hier weiß, dass er gehört wird mit seinem Anliegen. So dass jeder nach einem Teamgespräch rausgeht und es gut findet, dabei gewesen zu sein. Das ist aber manchmal auch harte Arbeit“, findet der Chef. Lutze spürt aber im Team auch mehr Eigenständigkeit und Eigenverantwortung: „Die Mitarbeiter haben ihr Geschick selber in der Hand und ihren Arbeitsplatz im Prinzip auch!“ Was sagt Stephan Lutze zu Chefs, die sich auf solche Prozesse nicht einlassen wollen und an alten Strukturen festhalten? „Die müssen dann aber in Zukunft auch weiter alles selber machen. Wenn man davon weg will, muss man agieren.“

In Zukunft ökologisch und modern

Das Förderprogramm läuft bei Lutze & Törmer noch ein viertel Jahr. Die Unternehmens-Nachfolge ist geklärt: Das Team möchte auf jeden Fall zusammenbleiben, das haben die Mitarbeiter gemeinsam mit Prozessberater Pröhl erarbeitet. Aktuell steht noch die komplette Digitalisierung des Unternehmens an und es wird an einer besseren Verzahnung des Handels vor Ort und des Online-Shops gearbeitet. Da ist noch Luft nach oben, was die Entwicklung des Unternehmens angeht, sagt Lutze: „Ökologisches Bauen ist eigentlich, seit ich damit angefangen habe, alternativlos. Aber inzwischen wissen das auch immer mehr Leute. Wir haben hier in mehreren Bereichen eine Kernkompetenz und wenn wir die nicht verspielen, dann sind wir noch lange am Start!“ Stephan Lutze freut sich, wenn er seine Leidenschaft für die Sache an seine Mitarbeiter weitergeben kann. „Ich würde mich am liebsten irgendwann zurücklehnen und zugucken, wie alles schön wächst. Es ist etwas sehr Sinnvolles, das sich hier entwickelt hat und es wäre schön, wenn es weitergeht.“ Dem pflichtet auch Prozessberater Hendrik Pröhl mit Blick auf das Ende des Beratungsprogramms bei: „Dann haben wir aus einem Ökologischen Laden einen modernen Ökologischen Laden gemacht – wo alle auf Augenhöhe sind. Und das spürt dann auch die Kundschaft!“ In einer „aufgeräumten und sauberen Bude“ fühlen sich eben sowohl die Mitarbeiter als auch die Kunden wohl!

Text: Nicole Schmitz
Fotos: Lutze & Törmer

Kontakt:

Lutze & Törmer OHG
Ökologischer Baufachhandel • Dämmtechnik
Luisenstraße 61-65
51399 Burscheid
Tel.: 02174-63123 oder 02714-5421
Mail: info@c2741d8e7f6743d5909b7af34390265dlutzetoermer.de
Web:  www.lutzetoermer.de

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Rheinisch-Bergische Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH (RBW)
Friedrich-Ebert-Straße 75
51429 Bergisch Gladbach

Telefon: +49 2204 9763-0
Telefax: +49 2204 9763-99

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