Ein Unternehmer wie aus dem Bilderbuch - Rheinisch-Bergischer Unternehmerpreis 2019 geht an Maryo Fietz

27.09.2019
Ein Unternehmer wie aus dem Bilderbuch - Rheinisch-Bergischer Unternehmerpreis 2019 geht an Maryo Fietz

Rheinisch-Bergischer Unternehmerpreis 2019 für Maryo Fietz, Chef der Fietz Gruppe in Burscheid: bescheiden, hoch angesehen, innovativ und extrem erfolgreich.

Wer erhält den Rheinisch-Bergischen Unternehmerpreis? Das ist tatsächlich eine streng geheime Sache, weshalb die rund 130 geladenen Gäste aus Wirtschaft und Politik im Festsaal von Schloss Bensberg gespannt an den Lippen von Landrat Stephan Santelmann hingen, als dieser den Preisträger 2019 verkündete: „Herr Maryo Fietz!“

Bescheiden, wie es seine Art ist, war der geschäftsführende Gesellschafter der Fietz Gruppe nur mit Familienangehörigen und ein paar Eingeweihten aus der Firma gekommen. Wohl die wenigsten hatten den Burscheider Familienunternehmer, der sich nie in den Vordergrund stellt, „auf dem Schirm“ für die hohe Auszeichnung, die alle zwei Jahre vergeben wird. Mit ihr ehren Rheinisch-Bergischer Kreis, RBW, Kreissparkasse Köln - Direktion Rhein-Berg, Kreishandwerkerschaft Bergisches Land und Geschäftsstelle Leverkusen/Rhein-Berg der IHK zu Köln alle zwei Jahre einen besonderen Unternehmer aus den acht Kommunen des Rheinisch-Bergischen Kreises.

Landrat Stephan Santelmann

„Warum gerade ich?“, sei Maryo Fietz erste Reaktion gewesen. Doch der Landrat, zugleich Schirmherr der Auszeichnung, ließ keinen Zweifel daran, dass der in Stadt und Region tief verwurzelte 63-jährige Burscheider, der mit der Produktion von Millionen komplexen und hochpräzisen Kunststoffteilchen weltweit agiert, in den Augen der Jury „die Kriterien übererfüllt“ habe. Ein Statement, das durch die Wortbeiträge des Abends mit vielen Facetten veranschaulicht wurde.

Um sein Taschengeld aufzubessern, stand Maryo Fietz schon als Schüler in Vater Manfreds Betrieb – 1974 quasi in einer Garage gegründet – an der Drehbank. 2001 übernahm er das Unternehmen und machte es groß. Rund 250 Beschäftigte arbeiten derzeit an drei Standorten in Burscheid und Radevormwald und halten den guten Namen der Firma in der Kunststoffbranche weiter auf Kurs. Der Landrat skizzierte das Unternehmen als „wachsend, stark, innovativ und vielfältig“.

Was zeichnet den Preisträger 2019, der hohes Ansehen innerhalb wie außerhalb der Firmenmauern genießt, aus? Er agiere „fair und nachhaltig“, erklärte Stephan Santelmann. Er tüftle mit Hochschulen an Innovationen. Er fördere Nachwuchs und Ausbildung, wofür er 2016 das Zertifikat der Arbeitsagentur erhalten habe. Er setze sich für soziale Projekte ein wie Jugendfeuerwehr und Kindergruppen.

Laudator Peter Mauel

Und er engagiere sich ehrenamtlich für den Wirtschaftsstandort in diversen Gremien. Kurz: Maryo Fietz ist einer, der einfach macht – ohne viele Worte, ohne Aufhebens.

Peter Mauel, Rechtsanwalt und Freund des Preisträgers, gab in seiner Laudatio den Zuhörern ein paar Beispiele für Fietzsches Handeln:

  • Produktion: Jede Maschine, die in der Produktion neu angeschafft wird, wird in der eigenen Werkstatt auseinandergenommen, verbessert, in den Fietz-Farben lackiert und dann erst in Betrieb genommen. „Das bringt einen klaren Wettbewerbsvorteil.“ Außerdem hat der Chef „nahezu 100-prozentige Produkt- und Produktionskenntnis“, weshalb er Probleme verstehe.
  • Innovation: Innovationen kommen aus der Mitarbeiterschaft – aus Überzeugung. „Die Mitarbeiter von Fietz sind wie eine Familie.“
  • Mitarbeiterkommunikation: „Kein Mitarbeiter muss fragen, ob er mehr Geld bekommt.“ Denn seit über 15 Jahren lädt der Chef alle Mitarbeiter zu einer Versammlung ein, bei der er die Situation der Firma erläutert und erklärt, um wie viel sich dieses Mal das Gehalt erhöht – für alle. Das hat womöglich Auswirkung auf die hohe Fortbildungsquote. „Die Mitarbeiter wollen lernen und leisten.“ Das wird vom Chef unterstützt.

Hinzu komme, so Mauel, dass Maryo Fietz anderen zuhöre, sich präzise äußere, gerecht sei, Verantwortung übertrage, sich vor seine Belegschaft stelle und familienfreundlich agiere. Sich von ihm etwas schriftlich garantieren zu lassen, sei überflüssig: „Sein Wort gilt.“ Für ihn sei der Preisträger daher „der absolut ideale Unternehmer“.

Die Jury und der Preisträger

Der Schirmherr überreichte dem Burscheider im Beisein der Jury nicht nur eine Urkunde, sondern enthüllte für ihn auch ein Kunstwerk: „Die blaue Calla“ von Rolf Hinterecker aus Bergisch Gladbach, eine Hommage an die Freiheit. Die Jury hatte an dem bereits 1989 entstandenen Objekt fasziniert, dass es von Kunststoffelementen geprägt ist – genauso wie das Leben des ausgezeichneten Firmenchefs.

Wegen einer Ausstellung in Frankreich war der Künstler leider nicht anwesend, doch hatte er Stephan Santelmann gebrieft. So erfuhren die Anwesenden, dass sich für Rolf Hinterecker „das mit Selbstironie und einer provokanten Ästhetik spielende Objekt über kleinbürgerliche Regelwerke und Verordnungen, die auch kreativ Schaffenden die Luft zum Atmen nehmen“, erhebe. Künstler und Unternehmer haben für Hinterecker durchaus Ähnlichkeiten: Beide „müssen über Grenzen gehen und Eigenverantwortung übernehmen“, zudem gelte für beide: „Wir sind Unternehmer, weil wir etwas unternehmen.“

Maryo u. Sabine Fietz mit Peter Mauel

Und der Geehrte? „Ich bin ziemlich geflasht“, erklärte Maryo Fietz. „Ich mache vielleicht noch einen coolen Eindruck, aber in mir tobt der Bär.“ Das Gehörte mache ihn verlegen. Deshalb stellte er in punkto Firmenerfolg klar: „Das habe ich nicht alleine geschafft!“ Auch wenn ein Unternehmer bei Entscheidungen „vielfach sehr einsam“ sei, so sei die Firma nichts ohne Mitarbeiter und Familie. So wird auch in Zukunft gelten, die Fietz Gruppe bleibt familiengeprägt. Denn von den drei Kindern des Preisträgers ist Sohn Roman, als dritte Generation, bereits in die Geschäftsführung eingestiegen.

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In zwei Jahren heißt es wieder: Wer erhält den Rheinisch-Bergischen Unternehmerpreis? Darüber durfte in der Bel Etage bei Köstlichem aus der Schlossküche schon mal spekuliert werden beim Get together, zu dem auch Job-Coach Carolin Goßen blieb, die den Abend als Referentin bereichert hatte. Eins ist sicher, wie Oliver Engelbertz von der Kreissparkasse Köln - Direktion Rhein-Berg für die Jury formulierte: Es wird erneut eine „vorbildliche Unternehmerpersönlichkeit“ sein, die sich um die Heimat sehr verdient gemacht hat. Also jemand wie Fabian Rensch (DEUTA Group, Bergisch Gladbach, Preisträger 2015), Horst Becker (ISOTEC GmbH, Kürten, Preisträger 2017) und Maryo Fietz.

Menschen im Team
Carolin Goßen sprach über die Kunst des Miteinanders

Carolin Goßen stellte viele Fragen. Denn als TV-Job-Coach weiß die Aachenerin, dass so beim Gegenüber mehr hängenbleibt. Normalerweise merke man sich bei einer Rede nur 7 bis 17 Prozent, mit Bildern immerhin 50 bis 70 Prozent, mit Fragen jedoch etwa 90 Prozent. Seit 2011 setzt sich „sagt einfach Caro“ für „artgerechte Behandlung“ in Firmen ein, also dafür, „die Menschen entsprechend ihren Stärken und Talenten einzusetzen.“

Um das zu erläutern, skizzierte sie den „Smart-Mensch“ auf Papier, von Geburt an mit „Überlebens-App“ ausgerüstet: „Schreien, essen, atmen …“ Jeder Mensch agiere zu 95,5 Prozent unbewusst. Im Unbewussten sei das ganze Leben abgespeichert. Alles werde dort in 200 bis 300 Millisekunden als Pluspunkt (Bingo) oder Minuspunkt (Grmpf) verbucht.

Dabei ließen sich die Menschen in vier Typen aufteilen: theoretisch-rationale (blau), theoretisch-emotionale (gelb), praktisch-rationale (grün) und praktisch-emotionale (rot). „Jeder hat alle vier Farben, nur in unterschiedlichen Anteilen.“ Dadurch entstünden Konflikte im Miteinander. „Die meisten Menschen haben Angst vor Konfrontation.“ Angst vor Grmpf.
Carolin Goßen ermunterte dazu, Meinungen zu äußern und Verschiedenartigkeit zu nutzen – gerade in Unternehmen. Viele säßen an falschen Stellen, Talente blieben ungenutzt. Laut Studien seien von 100 Beschäftigten nur 15 engagiert, weitere 15 hätten innerlich gekündigt – „und der Rest macht maximal Dienst nach Vorschrift“. Es gelte, alle Menschen „artgerecht“, also ihren Stärken gemäß, zu behandeln. Ziel sei, „dass Fische schwimmen dürfen, Affen klettern und Schnecken alles Schritt für Schritt in Ruhe überprüfen dürfen“, so Carolin Goßen. „Dann haben wir auch ganz viel Bingo.“

Hier erfahren Sie mehr zu Carolin Goßen.

Sehen Sie auch den Film, den die Kreissparkasse Köln - Direktion Rhein-Berg anlässlich der Preisverleihung erstellt hat (externer Link).

Weitere Informationen zur Fietz Gruppe finden Sie hier

Autorin: Ute Glaser
Fotos: Klaus Lawrenz, Werbeagentur LAWRENZ - Die Qualiter

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