Betriebsübergaben sind im Handwerk etwas ganz Besonderes! Nicht nur, weil das eigene Lebenswerk in eine andere Verantwortung übergeht, sondern in Zeiten des Fachkräftemangels ist die Nachfolgersuche um ein Vielfaches schwieriger. In Kürten-Dürscheid macht die Fleischerei Molitor zwar nächsten Samstag (1. April 2023) wieder wie gewohnt um 6 Uhr morgens auf und für die Kundinnen und Kunden wird es ein ganz normaler Einkauf. Aber hinter den Kulissen hat sich ein großer Schritt vollzogen: Ab dem 1. April 2023 wird die Fleischerei Molitor von einem anderen Chef geführt. Senior Werner Molitor übergibt seinen Betrieb nach 40 Jah-ren an seinen Sohn Matthias.
Matthias Molitor ist 34 Jahre, seit 2010 Fleischermeister und zukünftig Chef von 23 Mitarbeitenden. Der Verantwortung ist sich der neue Chef bewusst: „Klar habe ich Respekt! Ich bin da zwar ´reingewachsen, aber ich mache mir auch Gedanken darüber. Vor allem in der jetzigen Zeit, dass ich immer die richtigen Entscheidungen treffe.“ Die Fleischerei muss zukunftsorientiert sein und die Kundschaft soll weiter im Fokus bleiben, damit auch weiterhin der Markt erfolgreich bedient wird. Hier setzt Matthias Molitor auf zwei Faktoren: Seine Familie und sein Team: „Ohne ,die‘ machst Du gar nichts!“ Eine seiner zwei Schwestern, Fleischereifachverkäuferin, Köchin und Fleischermeisterin, arbeitet ebenfalls mit im Familienbetrieb und leitet federführend die Küche. Auch die Eltern werden ihn zukünftig weiter unterstützen.
„Ich wünsche ihm viel Glück, dass das hier weiterhin klappt und dass die Kundschaft kommt!“ Werner Molitor ist sehr froh, dass sein Unternehmen fortgeführt wird, denn nicht zuletzt als Obermeister der Fleischerinnung Bergisches Land kennt er sich sehr gut in seinem Handwerk aus. „Ist ein Laden erst einmal geschlossen, öffnet er so schnell nicht wieder.“ Seine Laufbahn begann 1971 mit seiner Lehre. Selbstständig wollte er von Anfang an sein und mit seiner Frau hat er 1983 seinen Traum realisiert. Einen oder auch zwei Schritte zurückgehen, das kann sich Werner Molitor sehr gut vorstellen: „Mal nicht um 5 Uhr in der Fleischerei zu sein und vor allem aus der Verantwortung heraus zu sein. Aber ich möchte die Zeit, die ich Zuhause bin, auch nicht in einem Wartezimmer verbringen, dann kann ich lieber die Theke auffüllen.“
Halten ist das aktuelle Ziel von Matthias Molitor: Das Niveau, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und vor allem die Kundschaft. „Die Tradition bewahren und gleichzeitig mit der Zeit gehen“, das sind die Vorstellungen des künftigen Chefs. „Digitalisierung und Einkaufen der Zukunft werden wichtige Themen sein, die den Betrieb und mich als Chef beschäftigen“, weiß Matthias Molitor.
Das sind Aufgaben, die es zu definieren und anzupacken gilt. In dem Stil hat er diverse Angelegenheiten in den letzten rund zehn Jahren im Familienbetrieb bereits umsetzen können. Matthias Molitor hat in der Vergangenheit federführend die Produktion umstrukturiert, umgebaut und erweitert. Die Verkaufswaagen wurden unter seiner Regie umgestellt, er kümmert sich um die Auszubildendenakquise sowie die offizielle Zulassung für die Verarbeitung von Wild.
„Innovationen und neue Wege wurden bei uns nie versperrt“, erinnert sich Matthias Molitor an die gemeinsame Zeit in der Fleischerei zurück. „Aber in den Schoss gefallen, ist ihm der Betrieb auch nicht“, ergänzt Werner Molitor. „Das war und ist harte Arbeit.“ Für den Übergang wünscht der Seniorchef seinem Sohn, „dass er es schafft, für jeden ein Ohr zu haben, und früh erkennt, wo es eventuell ein bisschen kriselt, um dann Gespräche zu führen. Das würde ich ihm gönnen!“
Stationen von Matthias Molitor:
• Ausbildung in der Fleischerei W. Molitor
• 2010: bestandene Prüfung zum Fleischermeister
• Anschließend drei Jahre „auf Reise“
o 2011: In Unternehmen in Unna und im Sauerland Einblicke und Erfahrungen sammeln in den Bereichen Schlachten und Wursten.
o 2012: In einem Fachbetrieb in München gearbeitet.
o 2013: bestandene Prüfung zum Betriebswirt des Handwerks bei der Handwerkskammer zu Köln
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